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21. Juli 2014. Rezensionen: Wirtschaft & Soziales - Indien Pluralitäten des indischen Auf- und Widerstands

Zwei sich ergänzende Bücher zu sozialaktivistischen Entwicklungen im Indien der Gegenwart in der Rezension: Dominik Müller (2014): "Indien: Die größte Demokratie der Welt? Marktmacht, Hindunationalismus, Widerstand" und Elina Feig, Madhuresh Kumar & Jürgen Weber (Hgg.) (2013): "Speak Up! Sozialer Aufbruch und Widerstand in Indien".

Dominik Müller legt mit "Indien – Die größte Demokratie der Welt? Marktmacht, Hindunationalismus, Widerstand" eine lesenswerte Publikation in fünf Kapiteln vor. Das erste Kapitel "Indisches Jahrhundert" (S. 9-25) ist in vier Abschnitte unterteilt und zeichnet knapp und kritisch Eckdaten zu Industrialisierung, Agrargesellschaft ("200,000 Bauernselbstmorde", S. 14) 1 sowie die mit Enteignung einhergehende Errichtung der Sonderwirtschaftszonen nach und endet im Unterkapitel "Unterschätzte Gefahr" mit einer scharfen Warnung vor den mittlerweile regierenden Hindunationalisten, die sich für "Mehrfachvergewaltigungen von Frauen religiöser Minderheiten" (S. 24) einsetzen würden und Adolf Hitler zu einem "indischen Bestseller" (S. 22) machten.

Das zweite Kapitel "Indien strahlt" (S. 26-54) besteht aus zehn Abschnitten. Nach einer Einführung zur Atompolitik Indiens und zum Nuklearabkommen mit den USA "um China's (sic!) Einfluss einzudämmen" (S. 30), 2 folgt eine sehr detaillierte und lebendige Beschreibung der Proteste gegen die geplanten Atomkraftwerke in Gorakhpur und Jaitapur.

Das dritte Kapitel "Die Handelsinvasoren kommen" (S. 55-80) ist in elf Abschnitte unterteilt. Zu Beginn des Kapitels erläutert Müller anschaulich und nachvollziehbar die Streiks gegen die geplante Öffnung des indischen Marktes für ausländische Supermarktketten, die von zahlreichen lokalen Straßenhändlern als existenzbedrohend wahrgenommen werden. Des Weiteren stellt er ausführlich eine Milchgenossenschaft aus Andhra Pradesh vor sowie ihren Konkurrenzkampf gegen private Molkereien. Am Beispiel des Milchsektors diskutiert Müller auch kritisch das angestrebte EU-Indien Freihandelsabkommen mit Verweisen auf Insider-Informationen des "Third-World-Network" (sic!) in "Malysia" (sic!) (S. 74).

Das vierte Kapitel "Totengräber der Demokratie" (S. 81-156) bildet mit 22 Artikeln den Hauptteil des Werkes. Nach einer Kurzeinführung zum RSS geht Müller auf die Pogrome in Gujarat 2002 ein, die "mehr als 1,000 Muslime" (S. 91, 94, 96) als Opfer forderten. Obwohl die Zahl dreimal genannt wird, fehlt eine Quelle – nach offiziellen Angaben wurden 790 Muslime und 254 Hindus getötet. 3 Dem folgt eine längere Darstellung von Narendra Modi, seiner Allianz mit den Konzernen und eine kritische Betrachtung der juristischen Aufarbeitung der Pogrome in Gujarat. Das letzte Kapitel "Wo sollen wir denn hin?" (S. 157-183) kritisiert die Erfolge der Hindunationalisten innerhalb der Gewerkschaftsbewegungen und problematisiert Gewalt gegen Frauen. Den Schluss bildet eine Kurzbetrachtung der Naxaliten und der Aam Aadmi Partei.

Cover Müller Indien
Dominik Müller (2014): Indien: Die größte Demokratie der Welt? Marktmacht, Hindunationalismus, Widerstand, Berlin: Assoziation A, 192 S., 16,- EUR Foto: Assoziation A

Leider fehlt ein Vor- bzw. Nachwort, eine Danksagung oder eine Einleitung, so dass der Leser nichts über die Entstehung des Buches, über den Autor oder die Dauer und Intensität von Indienaufenthalten erfährt. Formal fällt zunächst die Karte auf S. 7 auf, mit "Karnatka" statt Karnataka, "Karnataka" statt Bengaluru, "Ahmadabad" statt Ahmedabad, "Tamilnadu" statt Tamil Nadu und veraltet "Orissa" statt Odisha. Korrekte Ortsnamen mögen nicht zentral sein, Indienkennern stechen solche Fehler aber schmerzlich ins Auge. Ebenso "Hindi-Mythologie" (S. 67) statt Hindu-Mythologie, Organisationsnamen wie "Vidhya Bharati" (S. 108) statt Vidya Bharati, "Kahn-Markt" (S. 108) statt Khan-Markt oder der Slogan "Bharat Mataki – Sieg Dir Mutter Indien" (S. 120) statt Bharat Mata ki Jai. Auch bei Personennamen sind Falschschreibungen ärgerlich. Rechtschreibfehler prägen auch das Deutsch des Autors im Textteil, der offensichtlich nicht redigiert wurde.

Inhaltlich setzt sich der Autor durch seine kapitalismuskritische Herangehensweise angenehm von anderen einführenden Werken zum gegenwärtigen Indien ab. Das Buch enthält spannende Hintergrundinformationen, vermittelt Zusammenhänge eindrücklich und regt zum Nachdenken an. Es ist daher zu empfehlen, jedoch nicht ohne Einschränkungen. Des Autors engagierte Art zu argumentieren ist sympathisch und steigert die Lesbarkeit, aber seine Analysen greifen bisweilen zu kurz. Eine Auseinandersetzung mit den Thesen von Gurcharan Das wäre interessant; für Das ist das Versagen der politischen Bürokratie das Argument, private Wirtschaftsakteure zu stärken. 4 Einige Fakten scheinen auch schlecht recherchiert. Wenn Müller – ganz ohne Beleg - schreibt, Naxaliten seien "in der Wahrnehmung der Regierung von Al Qaida oder islamistischen Gruppen aus Pakistan beeinflusst" (S. 22), ist das schlichtweg nicht nachvollziehbar. Die Regierungsbehörden, die sich mit terroristischen Elementen beschäftigen (wie das South Asian Terrorism Portal), wissen wohl prägnant zu unterscheiden. Auch die Behauptung "die politische Rechtsverschiebung in Indien und die akutelle (sic!) Akzeptanz für autoritäre politische Lösungen, ist wesentlich auf dem Boden des aggresiven (sic!) religiösen Nationalismus gediehen, den die Hindunationalisten propagieren" (S. 22), ist faktisch falsch – der Ausnahmezustand unter Indira Gandhi (1975-77) war hinsichtlich Landenteignungen, außergerichtlicher Verurteilungen oder Zwangssterilisationen eine ganz andere Liga als alles, was man sich heutzutage so vorzustellen vermag; überhaupt war der indische Nationalismus  – ob religiös geprägt oder nicht – von Anfang an hochaggressiv, aber das wird – aufgrund einer antikolonialistischen Agenda – vom Autor nicht gewürdigt. "India is not a Hindu Pakistan", sagte bereits Nehru und Guha ergänzt: "as long as Pakistan exists there will be Hindu fundamentalists in India". Und es waren die Wahlen von 1977, die der Janata Party mit dem Slogan "democracy or dictatorship" den ersten Premierminister bescherten. Die von Müller permanent perhorreszierte BJP ging unter anderem auch aus der hochdemokratischen Janata Party hervor. 5 Die Darstellung von Narendra Modi als Hindufaschisten ist tendenziös und mit dieser Einseitigkeit wird der Autor dem Phänomen Modi nicht gerecht – Modi steht für viel mehr als für Hindunationalismus (Stichworte: "minimum government", "maximum governance", "erst Toiletten, dann Tempel"), der sich im Übrigen auch im Wandel befindet. Für mein Verständnis bleibt Indien die größte Demokratie der Welt. Die landesweiten Wahlen in Indien sind mit Abstand die größte organisierte politische Aktivität der Menschheitsgeschichte 6 und ich deute gerade den von Müller anschaulich porträtierten lebendigen Widerstand gegen die politische Elite als Beweis nicht nur für die demokratische Grundsignatur der indischen Gesellschaft der Gegenwart sondern auch – und das ist viel zentraler – für das Erstarken sozialer Ermächtigungsbewegungen in der modernen Wirtschaftsentwicklung, selbst wenn soziale Missstände und religiöse Spannungen ernster Natur sind. 7 Eine Diskussion der sozialen Lage müsste aber mehr in den regionalen Kontext eingebettet werden; im Vergleich mit den Nachbarländern Pakistan, Sri Lanka, Bangladesh, Nepal, Bhutan und Myanmar schneidet die indische Demokratie nicht so schlecht ab – die Armee mischt sich nicht in die politischen Verhältnisse ein, der Staat ist säkular (freilich nach dem indischen Verständnis), Presse- und Religionsfreiheit stehen in vergleichsweiser Blüte (wiederum in der indischen Lesart, die Müller bei seiner Kritik nicht durchdringt), die Lebenserwartung hat sich seit 1951 mehr als verdoppelt (von 32 auf 66 Jahren), Indien ist weltweit wichtigster Lieferant generischer Medikamente und widersetzt sich u.a. juristisch dem Patentterrorismus internationaler Pharmakonzerne und nicht zuletzt sind das weltgrößte und 16 Milliarden Euro teure Gesetz zur Nahrungssicherheit (National Food Security Act) für über 800 Millionen Inder, das Grundrecht ländlicher Haushalte auf 100 Tage aus öffentlichen Mitteln bezahlte Arbeit zum gesetzlichen Mindestlohn pro Jahr (National Rural Employment Guarantee Act) und das Informationsfreiheitsgesetz (Right to Information Act) vorbildlich. Ob so mancher Sozialaktivist in einem der Nachbarländer glücklicher werden würde, wage ich zu bezweifeln.

Dennoch ist die hoch engagiert geschriebene Kritik von Dominik Müller in weiten Teilen berechtigt und bereichert hoffentlich die weitere Debatte. Nicht zuletzt durch die ausführliche Betrachtung des neuen Premierministers Narendra Modi ist das Buch thematisch topaktuell und politisch hochrelevant.

 

Cover Speak Up
Elina Feig, Madhuresh Kumar & Jürgen Weber (Hgg.) (2013): Speak Up! Sozialer Aufbruch und Widerstand in Indien, Berlin Assoziation A, 320 S., 18,- EUR Foto: Assoziation A

Der Sammelband "Speak Up! Sozialer Aufbruch und Widerstand in Indien" herausgegeben von Elina Feig, Madhuresh Kumar und Jürgen Weber vereint 26 Beiträge von Aktivisten aus Indien nebst einem Vorwort von Ilija Trojanow. Die im Sommer 2012 entstandenen Beiträge und Interviews wurden in sieben Themenkomplexen geordnet, zusätzlich gibt es eine Einleitung und einen Anhang mit Danksagung, Linkempfehlungen und Glossar. "In Sachen Widerstand können wir von Indien viel lernen." (S. 10) resümiert Trojanow im Vorwort folgerichtig. Ob sich die Entwicklung des globalisierten Katastrophenkapitalismus nirgendwo dramatischer vollzieht als in Indien (S. 9), kann man kontrovers diskutieren – die Umbrüche in manchen arabischen Ländern sind auch massiv.  In Sachen Vielfalt im Kampf um Rechte und Selbstbehauptung bleibt Indien in der Tat einzigartig.

Zielsetzung der Herausgeber ist, Stimmen von Subalternen und Marginalisierten zu dokumentieren. Dieses Ziel wurde zweifellos vorbildlich erreicht. Gleichzeitig sind nicht alle Sozialaktivisten professionelle Schriftsteller, so dass die Qualität der Einzelbeiträge stark schwankt und ich bei der folgenden Besprechung die übliche Messlatte akademischer Ansprüche daher unpassend finde.

Formal fällt aber eine Unzahl von Transkriptionsfehlern und falschen Ortsnamen auf (z.B. "Maharasthra", allein auf S. 314 zweimal falsch und einmal richtig geschrieben). Weshalb ein Sammelband zu Indien, der von drei Herausgebern organisiert wurde, keinen Indologen oder Südasienwissenschaftler mit ins Boot nimmt – oder sonst irgendjemanden mit Sprachkenntnissen -, verwundert und enttäuscht. Allein innerhalb weniger Seiten finden sich für den 2011 umbenannten Bundesstaat Odisha drei verschiedene Schreibweisen (neben der korrekten auch das veraltete Orissa und "Orisha", S. 103). Ob solche Fehler vom Autor, vom Übersetzer oder von den Herausgebern verschuldet sind, ist schwer zu sagen, es drängt sich aber der Eindruck auf, dass sich hier ein Mehrfachversagen einstellte. Bereits im Inhaltsverzeichnis fehlt die Seitenangabe für den auf S. 259 beginnenden Artikel "Jede_r kann ein würdevolles Leben führen", auf S. 268-269 fehlen Seitenangaben usw. Die Erklärung von BJP mit Bhartiya Janta Party (S. 308) statt mit Bharatiya Janata Party sticht ebenso ins Auge wie "mamara paisa – hamara hisaab" (S. 33) statt hamara paisa, aber damit soll hier der Ausflug in die Unterwelt der Umschriftfehler auch beendet sein. Mit wenigen Anstrengungen wie Vereinheitlichung von Ortsnamen und zentraler, immer wieder benutzter Termini, Berichtigung der Umschrift, Faktencheck in den Beiträgen bzw. ein Realitätsabgleich hätten die Herausgeber eine beachtliche Fachpublikation vorlegen können. Angegebene Zahlen von Bauernselbstmorden, zur Internetnutzung (S. 108) oder Opferzahlen des Pogroms in Gujarat (S. 140), Bevölkerungsangaben (S. 214) sind Beispiele für Korrekturpotential. Oft schleichen sich Ungenauigkeiten, Übertreibungen oder krasse Fehler in die Beiträge der Aktivisten ein und da wäre eine Überarbeitung oder eine Anmerkung durch die Herausgeber hilfreich, um die Argumente der Aktivisten zu stärken. Auch eine Edierung der seltenen aber durchgehend nummerierten Fußnoten, ein Literaturverzeichnis sowie ein Index wären wünschenswert. So wurden spannende Beiträge leider schlecht und bisweilen fehlerhaft präsentiert, einige sind kaum mehr als durchaus fragliche Selbstdarstellungen von Aktivist_innen.

Inhaltlich diskutiert das Anfangskapitel "Utopien. Alternativen.Subjekte." (S. 19-55) in drei Beiträgen die Ungleichverteilung gesellschaftlicher Ressourcen am Beispiel 1.) von Proteststrategien der National Alliance of People's Movements (Medha Patkar von der sozialen Bewegung Narmada Bachao Andolan) und 2.) des Kampfs für das Informationsfreiheits- und Mindestbeschäftigungsgesetz (Aruna Roy von der Bauernbewegung Mazadoor Kisan Shakti Sanghatan) und – als analytischer Höhepunkt - 3.) der Forderung nach Ernährungs- und Saatgut-Souveranität (Yudhvir Singh als Sprecher der Bharatiya Kisan Union und Kannaiyan Subramaniam als Koordinator des South Indian Commitee of Farmer's Movement).

Das Kapitel "Ausgrenzung. Zugänge. Ressourcen." (S. 57-108) behandelt mit fünf Beiträgen 1.) das Recht auf Wohnraum am Beispiel des Widerstands gegen Häuserräumungen in Mumbai (Javed Iqbal), 2.) den Kampf um Waldressourcen (Convening Collective der Campagin for Survival and Dignity), 3.) den Kampf um Wasser und Land gegen die Sonderwirtschaftszonen (Anand Teltumbde), 4.) Landlose und ihre Forderung nach Eigentumsrechten (M. S. Sreerekha) und zum Schluss ein Telefon-Online-Projekt (www.cgnetswara.org), bei dem sich einfache Leute per Telefonanruf manchmal sehr erfolgreich über Beamte und Behörden beschweren (Smita Choudhury). Das dritte Kapitel "Gewalt. Repression. Staat." (S. 109-147) problematisiert in vier Beiträgen 1.) schwindende demokratische Räume (Pushkar Raj), 2.) Verbrechen der Aufstandsbekämpfungsmiliz Salwa Judum (Himanshu Kumar), 3.) die Inhaftierung des Menschenrechtlers und vermeintlichen Unterstützers der Maoisten Dr. Binayak Sen (Satya Sivaraman) und 4.) Hindunationalismus in Gujarat (Ram Puniyani).

Der vierte Teil "Allianzen. Liebe. Gender." (S. 149-185) informiert in drei Beiträgen über 1.) sexuelle Gewalt (Kavita Krishnan), 2.) Straßentheaterstücke des Fraueninformationszentrums Saheli in Neu Delhi und 3.) LGBTIQ-Bewegungen (Sridhar Rangayan) – dieser Text zur Schwulenemanzipation ist der stärkste des Bandes und trägt den Charakter eines Überblickartikels der wichtigsten LGBT-Organisationen in Indien.

Das folgende Kapitel "Arbeit. Beschäftigung. Informalität." (S. 187-232) ist am besten gelungen und thematisiert in vier Beiträgen 1.) Debatten der Arbeitermonatszeitung Faridabad Majdoor Samachar (Sher Singh), 2.) die Durchkommerzialisierung urbaner Lebensräume (Dunu Roy), 3.) die Arbeiterbefreiungsfront in Chhattisgarh (Chhattisgarh Mukti Morcha, Sudha Bharadwaj) und 4.) Proteste gegen die Sonderwirtschaftszonen (Preeti Sampat).

Das sechste Kapitel "Herausforderungen. Konfliktfelder. Widerstand und Hoffnungen." (S. 233-269) diskutiert in mehreren Beiträgen den Chemieunfall in Bhopal am Beispiel der Aktivitäten von Opferorganisationen (Suroopa Mukherjee, Dharmesh Shah und Eurig Scandrett), Proteste gegen Atomkraftwerke im Süden Indiens (Malathi Maithri) sowie die bäuerliche Bewegung gegen die globale Agrarkrise (Ashlesha Khadse) mit "gewaltlosen" (d.h. keine Gewalt gegen Mensch und Tier) Protestaktionen wie der Verwüstung und Zerstörung von Büros multinationaler Agrarindustrieriesen oder Fast-Food-Filialen von KFC und dem Abfackeln von Genfeldern.

Im letzten Kapitel "Solidarität. Aktivismus. Gesellschaft." (S. 271-305) kommen drei Aktivisten zu Wort. Ulka Mahajan kommentiert die Bedeutung von Selbstachtung in der Bewegung der arbeitenden Bevölkerung (Sarvahara Jana Andolan) im Kampf gegen Schuldknechtschaft und Unterdrückung in Maharashtra. Kailash Awasya berichtet über seine Erfahrungen im Kampf gegen Staudämme im Narmadatal und Xavier Dias über den Kampf der Adivasis gegen die Minenindustrie in Jharkhand.

Trotz eines editorischen Versagens der Herausgeber ist das zusammengetragene Material hochinteressant. Es ist auch als Überblickspublikation zu sozialaktivistischen Entwicklungen im Indien der Gegenwart mit Nachdruck sehr zu empfehlen! Beide Bücher ergänzen sich hervorragend: Was im Sammelband an Analyse und Kontext fehlt, erläutert Dominik Müller.

 

  • Dominik Müller (2014): Indien: Die größte Demokratie der Welt? Marktmacht, Hindunationalismus, Widerstand, Berlin: Assoziation A, 192 S., 16,- EUR

  • Elina Feig, Madhuresh Kumar & Jürgen Weber (Hgg.) (2013): Speak Up! Sozialer Aufbruch und Widerstand in Indien, Berlin Assoziation A, 320 S., 18,- EUR

 

Fußnoten

[ 1 ] Leider fehlt ein Beleg für diese zu niedrige Zahl, die Bauernselbstmorde seit 1991 angibt. Indiens National Crime Records Bureau erfasst allein zwischen 1995 und 2012 270.000 Bauernselbstmorde.

[ 2 ] Kritische Beiträge zum Verständnis des südasiatischen Nuklearnationalismus finden sich bei Hoodbhoy, Pervez (2013) (Hg.): Confronting the Bomb: Pakistani and Indian Scientists Speak Out, Karachi: Oxford University Press.

[ 3 ] Balancierter und daher empfehlenswerter dazu: Ghassem-Fachandi, Parvis (2012): Pogrom in Gujarat: Hindu Nationalism and Anti-Muslim Violence in India, Oxford: Princeton University Press.

[ 4 ] Das, Gurcharan (2012): India Grows at Night: A Liberal Case for a Strong State, New Delhi: Allen Lane.

Jaffrelot, Christophe (1999): The Hindu Nationalist Movement and Indian Politics 1925 to the 1990s, New Delhi: Penguin, S. 315.

[ 5 ] Dazu interessant: Quraishi, Shahabuddin Yaqoob (2014): An Undocumented Wonder: The Making of the Great Indian Election, New Delhi: Rainlight.

[ 6 ] Zu den sozialen Indikatoren aufschlussreicher: Drèze, Jean & Amartya Sen (2013): An Uncertain Glory: India and its Contradictions, London: Allen Lane. Einen zusammengefassten Überblick zu den religiösen Spannungen bei Kursawe, Janet & Verena Brenner (Hgg.) (2013): Konfliktfaktor Religion? Die Rolle von Religionen in den Konflikten Südasiens, Baden-Baden: Nomos.

[ 7 ] Dazu z.B.: Konicz, Tomasz (2014): Gescheiterte Staaten: Leben im Zusammenbruch, [16.06.2014].

 

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