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03. Dezember 2008. Aus dem Netzwerk: Näherinnen für "Kik" und "Lidl" berichten

Knochenharte Arbeitsbedingungen in Bangladesch

Suma Sarker ist Näherin. Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr arbeitet sie in einer der 4.500 Textilfabriken Bangladeschs. Von 8 bis 19 Uhr dauert ihre Schicht, häufig 7 Tage die Woche. Dazu kommen täglich 3 Überstunden. Bezahlt wird die Mehrarbeit höchstens zur Hälfte. Eine Abrechnung erhält sie nie. Die von ihr genähten Hosen werden in Deutschland von Discountern wie "Kik" und "Lidl" verkauft.

von Ingo Ritz

Zwei Wochen lang reiste die Näherin durch Deutschland, gemeinsam mit der Gewerkschaftsführerin Shahida Sarker. Die Kampagne für saubere Kleidung hat die beiden eingeladen, damit sie über die Situation in den Nähfabriken berichtet. Das Bangladesch-Hilfswerk NETZ hat die Reise organisiert.

Näherinnen in der Textilindustrie
Näherinnen in der Textilindustrie Bangladeschs Foto: Jakob Berr / NETZ Bangladesch e.V.

Die Discounter üben enormen Druck auf die Hersteller aus, die Preise immer weiter zu senken. Wie produziert wird, spielt keine Rolle. Das führt dazu, dass die Näherinnen in den Produktionsländern unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Bei Berufseinsteigerinnen beträgt der Lohn gerade mal 16 Euro monatlich. In späteren Berufsjahren steigt er inklusive Überstunden allenfalls auf rund 50 Euro.

Hunderte Menschen besuchen die Veranstaltungen mit Suma Sarker und Shahida Sarker. Die Medien berichten. In den Diskussionen sagen die Zuhörer häufig: "Dann kaufe ich keine Kleidung mehr, die in Bangladesch genäht wird."

Doch das wäre genau die falsche Schlussfolgerung. Keine der Arbeiterinnen möchte ihren Arbeitsplatz gegen den Hunger eintauschen, der die Folge eines Boykotts wäre. Es ist gut, dass in Bangladesch produziert wird.

Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken müssen besser werden. Das ist möglich. Discounter wie Kik und Lidl haben für ihre Lieferanten Verhaltensregeln aufgestellt. Eingehalten werden sie kaum. Um das zu erreichen, müssen die Arbeiterinnen und Gewerkschaften selbst in deren Überprüfung einbezogen sein. Und sie müssen ihre Rechte vor Gericht einklagen können. Deshalb unterstützt NETZ Bangladesch sie mit Rechtshilfe.

Jede Verbraucherin in Deutschland, jeder Käufer einer Hose oder Jacke, kann etwas tun, damit die Sozialstandards eingehalten werden. Wer an die Discounter schreibt, kann direkt einwirken. Protestpostkarten gibt es auf www.saubere-kleidung.de und www.bangladesch.org.

 

 

 

Ingo Ritz ist Geschäftsführer von NETZ Bangladesch. Die Organisation unterstützt Selbsthilfe für Ernährung, Bildung und Menschenrechte in dem südasiatischen Land.

Die Kampagne für saubere Kleidung ist ein Netzwerk aus Gewerkschaften und gemeinnützigen Organisationen, die sich weltweit für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetzen

Kontakt

Name:
NETZ Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit e.V.
Telefon:
+49 - (0)6441 - 26585
Fax:
+49 - (0)6441 - 26257
E-Mail:
info@bangladesch.org

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