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30. April 2003. Nachrichten: Politik & Recht - Südasien Harmonisierung der indisch-pakistanischen Beziehungen?

Telefondiplomatie zwischen Islamabad und New Delhi

Pakistans Premier Mir Zafarullah Khan Jamali unternahm den ersten Schritt und rief Atal Behari Vajpayee in New Delhi an. Unter US-amerikanischem Druck tasten sich die beiden verfeindeten Bruderstaaten langsam vor und neuerdings herrschen moderatere Töne in gegenseitigen Streitpunkten zwischen Indien und Pakistan. Und auch am Kashmir-Konflikt führt dabei kein Weg vorbei.

Achtzehn Monate hatten sich beide Seiten beharrlich angeschwiegen. Mitte April 2003 griff Pakistans Premierminister Zafarullah Jamali zum Telefonhörer und rief seinen indischen Kollegen Atal Behari Vajpayee in New Delhi an. Das Telefonat sollte das Eis brechen, das sich über die bilateralen Beziehungen der beiden Atommächte gelegt hatte. Jamali lud Vajpayee zu einem Besuch nach Pakistan ein, was die indische Seite zwar positiv registrierte, jedoch erst mal dankend ablehnte.

Dem Gespräch waren Anfang April ein paar vorsichtige gegenseitige Willensäußerungen vorausgegangen. Bei dem ersten öffentlichen Auftritt eines indischen Premierministers im indischen Teil Kashmirs seit sechzehn Monaten hatte Vajpayee vor 20.000 Zuhörern in Srinagar betont, dass beide Seiten die Notwendigkeit einer friedlichen Koexistenz erkennen müssten. Hierzu strecke Indien seine Hand in Freundschaft aus. Pakistans Präsident Pervez Musharraf reagierte umgehend darauf und bekundete, dass sein Land die gegenseitigen Streitigkeiten friedlich lösen wolle.

USA üben Druck auf beide Staaten aus

In diesem Zusammenhang spielen auch die Interventionen der US-amerikanischen Regierung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Washington kündigte an, im Kashmir-Konflikt vermitteln zu wollen; US-Vizeaußenminister Richard Armitage und die Südasienbeauftragte Christina Rocca werden demnächst Indien und Pakistan besuchen. Washington bezeichnete insbesondere die Politik Islamabads als "enttäuschend und frustrierend". Pakistan war in letzter Zeit auf dem besten Wege, als ein den Terrorismus unterstützender "Schurkenstaat" gebrandmarkt zu werden. Diese Entwicklung zwang Jamali wohl zu schnellem Handeln.

Druck wird von Seiten der USA offenbar aber auf die beiden südasiatischen Streithähne ausgeübt, da auch der Rede Vajpayees keinerlei parlamentarische Diskussion vorausgegangen war. Bisher hatte Indien immer betont, dass jeglichen Gesprächen ein Stopp der Unterstützung des "grenzüberschreitenden Terrorismus" in Kashmir durch Pakistan vorausgehen müsse. Diesen Standpunkt vertritt New Delhi jetzt in abgeschwächter Stärke. Man begrüße den nun wiederbelebten Dialog zwischen beiden Staaten, mache aber einen Besuch Vajpayees in Islamabad vorerst von Fortschritten im Kashmir-Konflikt abhängig.

Ein erstes Anzeichen einer möglichen Entspannungspolitik wurde Ende April deutlich, als Pakistan auf einen indischen Raketentest nicht mit der sonst üblichen Empörung reagierte. Auch die indische Regierung hielt sich nach den jüngsten Anschlägen in Kashmir demonstrativ zurück und grollte eher leise in Richtung Islamabad.

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