Inhalt

17. November 2004. Nachrichten: Kunst & Kultur - Indien "Sydney Peace Prize" für indische Schriftstellerin und Friedensaktivistin

Die indische Schriftstellerin und Friedensaktivistin Arundhati Roy ist am 3. November 2004 mit dem Sydney Peace Prize geehrt worden. Roy sei eine außergewöhnliche Weltbürgerin, sagte Stuart Rees, Direktor der australischen Sydney Peace Foundation. In einer Zeit, in der die Menschenrechte zunehmend missachtet würden, erhebe sie immer wieder mutig ihre Stimme. Ihr Einsatz für sozial Benachteiligte und Unterdrückte gehe zudem mit dem konsequenten Eintreten für Gewaltfreiheit einher, heißt es in der Begründung der Jury. Darin wird auch Roys Engagement für die Opfer kommunalistischer Gewalt, für die Millionen Vertriebenen des Staudammprojekts im zentralindischen Narmada-Tal sowie ihr Protest gegen das atomare Wettrüsten in Südasien gewürdigt.

Der Sydney Peace Prize wird seit 1998 vergeben. Zu den Preisträgern gehörten unter anderem die palästinensische Menschenrechtlerin Hanan Ashrawi (2003), die frühere UNO-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson (2002), Xanana Gusmão (2000), ehemaliger Unabhängigkeitskämpfer und heutiger Präsident Osttimors, sowie der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu (1999). Nach Angaben der Sydney Peace Foundation ist die Auszeichnung der einzige internationale Friedenspreis, der in Australien vergeben wird.

Doch in Down Under stieß die Jury-Entscheidung für Arundhati Roy, die 1997 für ihren Bestseller "Der Gott der kleinen Dinge" den Booker Prize erhalten hatte, nicht auf einhellige Zustimmung. Grund: In ihrer Rede anlässlich der Preisverleihung brandmarkte sie erneut den Irakkrieg und die dafür Verantwortlichen - zu denen nach Roys Worten auch die australische Regierung gehört. US-Präsident George W. Bush und den britischen Premier Tony Blair nannte sie "Kriegsverbrecher". Beim Ausfüllen eines Visa-Antrags für Australien müsse angegeben werden, ob man jemals Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen habe, erinnerte Roy und fragte: "Würden George Bush und Tony Blair australische Einreise-Visa erhalten?"

Roy nahm auch multinational operierende Konzerne wie Bechtel oder Halliburton ins Visier, die von der Irak-Invasion profitieren. Noch in den 1980er Jahren habe Bechtel Geschäfte mit Saddam Hussein gemacht. Heute verdiene das Unternehmen Milliarden US-Dollar mit dem Wiederaufbau von Kraftwerken, Wasserversorgung und Flughafenanlagen.

Aber auch andernorts würden die Multis das Zepter schwingen. In Indien sei Bechtel gemeinsam mit General Electric neuer Eigentümer des berüchtigten und gegenwärtig auf Eis gelegten Enron-Kraftwerkprojekts im Unionsstaat Maharashtra, informierte Roy. "Der Strom, den Enron produzieren wollte, war so ungewöhnlich teuer, dass die Regierung beschloss, es sei billiger, keinen Strom zu kaufen und lieber die Vertragsstrafe zu zahlen. Das bedeutet, dass die Regierung Enron 220 Millionen US-Dollar pro Jahr für nicht erzeugte Energie bezahlte!" Und nun klagen Bechtel und General Electric bei der indischen Regierung 5,6 Milliarden US-Dollar ein. Das sei mehr als jährlich für Beschäftigungsprogramme in den ländlichen Gebieten benötigt werde, so Roy. Geld, mit dem Subsistenzlöhne für Millionen Menschen gesichert werden könnten, die heute in tiefer Armut leben - zermürbt von Schulden und chronischer Unterernährung.

Arundhati Roy, die ihr Preisgeld in Höhe von 50.000 australischen Dollar Aboriginal-Aktivisten stiftete, rief die australische Bevölkerung dazu auf, eine Liste aller Unternehmen zusammenzustellen, die vom Irak-Krieg profitieren. "Sie könnten sie namhaft machen, sie boykottieren, ihre Büros besetzen und sie zur Aufgabe ihrer Geschäfte zwingen. Wenn das in Bolivien geht und in Indien, dann kann das auch in Australien passieren. Warum nicht?"

Kommentare

Als registriertes Mitglied können Sie einen Kommentar zu diesem Beitrag verfassen.