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30. März 2001. Nachrichten: Politik & Recht - Indien Indien legt erste Zensus-Ergebnisse vor

1,027 Milliarden Menschen wurden gezählt

Einen Monat nach Abschluß des 14. indischen Zensus legte die Volkszählungsbehörde Ende März erste vorläufige Ergebnisse vor: Demnach lebten am Stichtag 1. März 2001 in Indien 1.027.015.247 Menschen. Die zweitgrößte Nation der Welt stellt damit etwa 16,7 Prozent der Weltbevölkerung.

Man hatte sich verschätzt. Es waren 15 Mio. Menschen mehr als erwartet. Seit der letzten Zählung von 1991 war die Bevölkerung mit durchschnittlich 1,9 Prozent um 180,6 Mio. Menschen gewachsen. Zwar eine deutliche Abschwächung gegenüber 2,5 Prozent in der Dekade davor, und der stärkste Wachstumsrückgang seit der Unabhängigkeit, aber immer noch mehr als erhofft. Im 20. Jahrhundert hat sich die Bevölkerung damit vervierfacht, und es wird davon ausgegangen, daß Indien China im Jahr 2050 als bevölkerungsreichste Nation der Erde ablösen wird.

Zentrum des Wachstums ist der Norden des Landes. In den armen Unionsstaaten Uttar Pradesh, Bihar und Rajasthan, der Krisenregion Jammu & Kashmir sowie den kleinen Bergstaaten des Nordostens ist die Bevölkerung allein in den letzten zehn Jahren um mehr als ein Viertel gewachsen. Spitzenreiter ist Nagaland mit 4,9 Prozent Jahreswachstum. Die niedrigsten Wachstumsraten wurden für Westbengalen, Orissa und die vier südindischen Staaten verzeichnet, allen voran Kerala und Tamil Nadu mit 0,9 bzw. 1,1 Prozent.

Bei anhaltendem Wachstum sieht die Zensus-Behörde "deutliche Zeichen der Abschwächung". Zwei Drittel der Bevölkerung leben in Unionsstaaten mit einem Wachstumsrückgang gegenüber der Dekade davor, unter ihnen Maharashtra, Westbengalen und Madhya Pradesh sowie die vier südindischen Staaten. Gestiegen ist das Wachstum im Vergleich zu den 1980er Jahren hingegen in der dichtbesiedelten Gangesebene von Uttar Pradesh und Bihar, im westindischen Gujarat sowie einigen kleineren Staaten.

Trotz des Wachstumsrückgangs ist die Zensus-Behörde skeptisch, daß das Ziel der "Nationalen Bevölkerungspolitik" von 2000, binnen der nächsten 45 Jahre die Einwohnerzahl zu stabilisieren, erreicht werden kann. Sie fordert daher "mutige und bahnbrechende Initiativen", um das Wachstum zu bremsen.

Eine Schlüsselrolle dabei werden die indischen Frauen spielen. Ein Indiz für ihre Situation bietet das Geschlechterverhältnis. 1991 war der absolute Tiefpunkt seit Beginn der Volkszählungen erreicht: Nur 927 Frauen standen 1.000 Männern gegenüber. In den vergangenen zehn Jahren wuchs die weibliche Bevölkerung erstmals seit 100 Jahren wieder. Mit 933 Frauen auf 1.000 Männer wurde wieder der Stand von 1981 erreicht. Drastisch verschlechtert haben sich aber die Zahlen für Kinder unter sechs Jahren. Zwischen 1991 und heute ist das Geschlechterverhältnis von 945 auf 927 abgerutscht. Abtreibungen weiblicher Föten und die Diskriminierung von Mädchen hat in den 1990er Jahren offensichtlich zugenommen. Dies läßt nichts Gutes ahnen für die Zukunft der indischen Bevölkerungspolitik.

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