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21. Januar 2004. Interviews: Wirtschaft & Soziales - Indien Auf starke Netzwerke kommt es an

Nandita Shan, Mitglied des Indischen Vorbereitungskomitees und des Indischen Rates des Weltsozialforums, ist seit vielen Jahren in der autonomen indischen Frauenbewegung aktiv.

Wie fühlen Sie sich am Ende des Weltsozialforums?
Die Wirkung des Forums ist fantastisch. Das zeigt sich an der großen Teilnehmerzahl und daran, wie die Bewegungen hier miteinander in Dialog getreten sind. Ich bin sehr, sehr glücklich heute.
Was bedeutet das Forum für die Volksbewegungen in Indien?
Die vielen sozialen Bewegungen in Indien werden nun stärkere Allianzen formen können, auf nationaler wie auf internationaler Ebene. Das Weltsozialforum hat die intensivere Vernetzung unterstützt und ich hoffe, dass es zu einer anderen Politik und demokratischeren Politikformen in Indien kommen wird.
Wie wird sich das Forum auf die Frauenbewegungen in Indien auswirken?
Ich glaube, dass Frauen und feministische Themen einen prominenteren Platz in den Programmen anderer Organisationen bekommen werden. Hier in Mumbai hat ein offener Dialog zwischen Frauengruppen und anderen Organisationen stattgefunden. Es hat sich gezeigt, dass frauenspezifische Themen alle Bereiche betreffen und folglich auch überall diskutiert werden müssen. Mittlerweile gibt es in der indischen Frauenbewegung eine grosse Sensibilitaet fuer die Kastenproblematik der Dalit-Frauen und das WSF hat den Prozess der Annaeherung sicherlich verstärkt.
Was war für Sie in den letzten fünf Tagen am bemerkenswertesten?
Herausragend war der wirklich offene Dialog zwischen den sozialen Bewegungen. Das Problem ist, dass wir noch nicht wissen, ob es ein einmaliger, freundlicher Dialog gewesen ist, oder ob er sich auch über diese Tage hinaus fortsetzen lässt.
Was halten Sie von der Überlegung, das Forum 2006 nach Afrika zu vergeben?
Das wäre ein wichtiger Schritt. Ich begrüße diesen Vorschlag sehr. Wir müssen aber auch sehen, dass die Ausrichtung eines Weltsozialforums einen enormen Aufwand erfordert und das Treffen auch in den reichen Ländern stattfinden muss. Aber für die afrikanischen Gruppen wäre ein solches Treffen wirklich sehr wichtig, damit sie sich organisieren und starke Netzwerke bilden können. Denn darauf kommt es an.
Wie sehen Sie die Zukunft des Forums?
Das Weltsozialforum sollte ein offener Rahmen für den Dialog und die Verabredung gemeinsamer Aktionen bleiben. Ich bin gegen eine einzige politische Orientierung oder Erklärung. Ich hoffe, wir können den Sozialforen in Indien eine Kontinuität geben und unsere Offenheit für die verschiedenen Richtungen bewahren. Frauenthemen müssen in Zukunft noch intensiver diskutiert werden, besonders hier in Indien. Eine starke Frauen- und feministische Bewegung ist sehr wichtig, und daran sollten wir arbeiten. Also bleibe ich dabei.

Quelle: Das Interview erschien am 22. Januar 2004 in der Tageszeitung "Neues Deutschland".

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