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24. September 2003. Nachrichten: Politik & Recht - Pakistan Pakistan als atomares Vorbild

für Iran und Saudi-Arabien

Wenn ein Staat sich erst mal in den Club der Atommächte geschlichen hat, ist ein Rausschmiss unwahrscheinlich. Indien hat es geschafft, Pakistan auch. Aufgrund einer Sperrklausel im Atomwaffensperrvertrag wird ihr Status zwar nicht offiziell anerkannt. Dies hält sie aber nicht davon ab, sich in den Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wählen zu lassen, die für die weltweite Überwachung der Nuklearanlagen zuständig ist und die Weiterverbreitung von Atomwaffen verhindern soll. Pakistan hat sich in der vergangenen Woche seinen Sitz in dem Gremium bis 2005 gesichert und sein Vertreter Parvez Butt wird sich der pakistanischen Tageszeitung The News zufolge für fortgeschrittene Nukleartechnik in den Entwicklungsländern einsetzen.

Damit spricht Butt auch im Interesse des Iran. Der friedliche Charakter des iranischen Atomprogramms ist von der IAEA immer wieder bezweifelt worden. Deutschland, Frankreich und Großbritannien bieten dem Iran nun ihrerseits technische Hilfe an, um die zivile Nutzung voranzubringen, vorausgesetzt, er lässt kurzfristige Kontrollen zu und verzichtet auf den Bau von Atombomben.

Die Saudis wollen einem Bericht des Guardian zufolge da nicht ins Hintertreffen geraten. Ein Strategiepapier, das derzeit an höchster Stelle in Saudi-Arabien diskutiert werde, enthalte drei Optionen: Das Streben nach einem atomwaffenfreien Nahen Osten, eine Allianz mit einer anderen Atommacht und eine eigene "nukleare Option". Bisher beruhte die Sicherheitspolitik des Landes auf einem Bündnis mit den USA, die seit der Truman-Doktrin von 1947 als "Schutzmacht" im Nahen Osten auftreten. Doch in letzter Zeit wachsen die Spannungen mit den USA.

Offenbar bemüht sich die Regierung in Riad auf diplomatischen Wegen, die Bindung an die USA zu lockern und ist deshalb auf der Suche nach einer neuen atomaren Schutzmacht. Bei seinem Moskau-Besuch stellte Kronprinz Abdullah der Tageszeitung Gulf News zufolge Russland die Mitgliedschaft in der Organisation Islamischer Staaten in Aussicht und erkannte ausdrücklich die russische Souveränität über Tschetschenien an. 

Quelle: Diese Nachricht erschien am 24. September 2003 in der Wochenzeitung Jungle World (Nr. 40/2003).

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