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01. April 2004. Nachrichten: Politik & Recht - Indien Kopf an Kopf

Wahlkampf in Jalandhar im Punjab

Jalandhar, 1. April. Spätestens heute begann der Wahlkampf in Jalandhar: Rana Gurjit Singh, Kandidat der Congress-Partei und momentan einer der neun Vertreter des Distrikts im Landesparlament von Punjab in Chandigarh, wurde am Bahnhof von 12.000 bis 15.000 Menschen empfangen, von denen viele aus den umliegenden Distrikten mit geschmückten Traktoren, Rikschas und Ochsenkarren angereist waren.

Singh tritt gegen Naresh Gujral von der Akali Dal an und bewirbt sich damit um die Nachfolge von Balbir Singh, der Jalandhar in der vergangenen Legislaturperiode in Delhi vertrat, aber von seiner Partei nicht noch einmal nominiert wurde. Die in Delhi regierende Bharatiya Janata Party (BJP) hat selbst praktisch keine Chance, eines der Mandate aus dem Punjab zu gewinnen, weil die Wahlen in "Indien’s Kornkammer" traditionell zwischen der Congress Partei und der Akali Dal entschieden werden. Deshalb hat sich die BJP mit der Akali Dal auf Sitzabsprachen verständigt, bei der sie die deren Kandidaten unterstützt, ohne einen Gegenkandidaten aufzustellen. Mit dieser Strategie soll sichergestellt werden, dass sich die Partner der in Delhi regierenden Viel-Parteien-Koalition National Democratic Alliance (NDA) keine wertvollen Stimmen streitig machen und ein lachender Dritter gewinnt.

In seinem Wahlkampfauftritt betonte der Congress-Kandidat Singh, dass er Vertreter aller Punjabis sei, egal welcher Religions- oder Kastenzugehörigkeit. Er selbst gehört der Religion der Sikhs an, welche mit ca. 60% die Bevölkerungsmehrheit im Punjab stellt. Allerdings ist Jalandhar einer der Distrikte im Punjab, in dem Hindus eine knappe Mehrheit stellen. Mit der Nominierung seiner Kandidaten scheint die Congress Party somit wieder stärker auf die "säkulare Karte" zu setzen, nachdem ihr in der Vergangenheit immer mehr Wähler unter den Minderheiten verloren gegangen waren.

Die Konkurrenz führt mit Naresh Gujral einen prominenten Namen ins Feld. Er ist der Sohn von Inder Kumar Gujral, der für elf Monate zwischen 1997-98 Premierminister der des ehemaligen Linksbündnisses United Front war. Gujral senior gewann den Wahlkreis Jalandhar 1989 und 1998, damals mit Rekordvorsprung, obwohl der Punjab keine Hochburg der Linksparteien ist. Paradoxerweise tritt sein Sohn nun für die Gegner der Linksparteien an. Ein ähnlicher Seitenwechsel sorgte bereits im Februar für Furore, als Maneka Gandhi, ehemalige Umweltministerin und Schwiegertochter von Indira Gandhi, gemeinsam mit ihrem Sohn Varun ihren Eintritt in die BJP bekannt gab.

Sanjay Sehgal vom Congress in Jalandhar rechnet damit, dass der Wahlkreis auch in der kommenden Legislaturperiode von seiner Partei vertreten werde. Er prophezeit einen knappen Ausgang der Wahlen mit nur 20.000 oder 30.000 Stimmen Vorsprung für seinen Kandidaten. Ein anderes Congress-Mitglied fügt hinzu, dass die Meinungsumfragen, welche die NDA favorisieren, kein Indikator für die wahre Stimmung seien. Indien sei viel zu groß und vielfältig, um eine punktgenaue Prognose abzugeben. Außerdem habe das Mehrheitswahlrecht in der Vergangenheit Prognosen erschwert, da der Gewinner eines Wahlkreises ins Unterhaus zieht, während die Stimmen des Verlierers unter den Tisch fallen.

Wer Jalandhar und die gesamtindischen Wahlen gewinnt, entscheidet sich am 13. Mai, wenn die Stimmen ausgezählt werden. Der Punjab selbst wählt am 10. Mai. Obwohl die Meinungsumfragen die BJP-geführte Koalition favorisieren, dürfte es spannend werden, da in vielen Distrikten wie Jalandhar ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu erwarten ist. Es bleibt also abzuwarten, ob die Rechnung der BJP mit dem "Feel-good-factor" aufgeht oder der Congress erfolgreich mit dem "Priyanka-Effekt" kontert. Nachdem bereits Rahul, Sohn von Congress-Chefin Sonia Gandhi und dem ermordeten Ex-Premier Rajiv, seine Kandidatur in dem Wahlkreis Amethi in Uttar Pradesh angekündigt hat, wird inzwischen auch erwartet, dass seine populäre Schwester Priyanka in Bellary in Karnataka kandidiert. Die BJP ist sich der Beliebtheit Priyankas bewusst und hat nun eine neue Kampagne gestartet, die ausländischen Wurzeln der Gandhi-Geschwister in ihr Zentrum stellt.

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