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28. Januar 2001. Nachrichten: Politik & Recht - Bangladesch Islamisten provozieren Unruhen

Am 3. Februar 2001 griffen islamistische Gegendemonstranten in Dhaka eine Kundgebung mit mehr als 100.000 Teilnehmern an, zu der mehrere Nichtregierungsorganisationen (NROs) aufgerufen hatten, um ihre Unterstützung der säkularen Staatsordnung kundzutun. Im Vorfeld wurden Straßensperren an den Einfallstraßen nach Dhaka errichtet und Eisenbahngleise aufgerissen, um die Demonstranten an der Anreise in die Hauptstadt zu hindern.

Ein Zug entgleiste, wobei mehrere Passagiere verletzt wurden. In Dhaka stürmten die mit hausgemachten Bomben und Eisenstangen bewaffnete Fanatiker aus Seitenstraßen in den friedlichen Demonstrationszug. Die Regierung setzte ein massives Aufgebot an Polizei und paramilitärische Einheiten ein. Im Zuge der Auseinandersetzungen gab es vier Tote und zahlreiche Verletzte. Um die Gewalt zu stoppen ließ die Regierung zwei Führer und Dutzende Anhänger der Islami Aikya Jate (IAJ), einem Zusammenschluss islamistischer Gruppen, verhaften und Koranschulen durchsuchen. Dabei wurden von Sicherheitskräften Waffen konfisziert. Bei Protesten von IAJ-Anhängern erschoß die Polizei in der Grenzstadt Brahmanbaria sieben Personen.

Hintergrund der Auseinandersetzungen ist das Urteil des Obersten Gerichts vom Januar, durch das Fatwas, Rechtsurteile islamischer Geistlicher, für ungesetzlich erklärt wurden. Die Gerichtsentscheidung wurde von Menschenrechtlern und lokalen NROs begrüßt, die darin ein klares Urteil gegen die Unterdrückung von Minderheiten und Frauen sahen. Bereits Anfang der neunziger Jahre wurde eine Frau als Konsequenz einer Fatwa zu Tode gesteinigt. 1994 flüchtete die Schriftstellerin Taslima Nasreen aus Furcht vor einem Todesurteil ins Exil. Die IAJ legte gegen das Urteil Berufung ein. Zudem unterstrich sie ihre Zurückweisung der geltenden Rechtsordnung, als aus ihren Reihen eine Fatwa erlassen wurde, die den Tod der beiden Oberrichter forderte.

Beobachter sehen in der Eskalation der Gewalt bereits Vorboten des Wahlkampfs im kommenden Sommer. Das harte Durchgreifen von Premierministerin Sheikh Hasina ist auch eine Abrechnung mit ihrer Intimfeindin Begum Khaleda Zia von der Bangladesh Nationalist Party. Diese hatte sich in jüngster Vergangenheit islamistischen Gruppen angenähert, nachdem ihre Versuche, den Sturz der regierenden Awami League durch Streiks und Parlaments-Boykott herbeizuführen, fehlgeschlagen waren.

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